Barthümeljoch 2305m
Barthümeljoch 2305m

Tag 2

von Nenzing

nach Jenins

 

55km

2950 Höhenmeter

 

 

 

Die Nacht in Nenzing kann man durchaus als durchwachsen bezeichnen. Das viertelstündliche Glockengeläut der nahen Dorfkirche war die ganze Nacht hindurch nicht zu überhören. Allerdings wurden wir durch das Frühstück im Gasthaus Rössle wieder gnädig gestimmt. Erstklassiges Brotangebot, 35 verschiedene Käsesorten. Absolute Spitze. 

 

Ein anständige Stärkung war auch notwendig, denn jetzt ging es morgens erstmal rauf auf die Mattleralmauf 1562m. Das heißt mit anderen Worten: 12km am Stück nur in eine Richtung. Hoch.

Wir absolvieren die 1000 Höhenmeter in 2 Stunden.

Dies aber noch nicht genug. Denn es folgt die Strecke zum Mattlerjoch (1867m). Dies ist die erste wahre Prüfung der diesjährigen Tour: 16km Wegstrecke in praller Hitze, 1300 Höhenmeter zu absolvieren, 3 Stunden bergauf fahren und anschließend 1 Stunde knackige Schiebepassage. Grenze Liechtenstein. Akkus sind da oben erstmal leer. Schöner Downhill runter nach Steg.  Schöner kleiner Ort an einem bildschönen, türkisen Stausee. Dort treffen wir unseren Schweizer Freund Christoph, der in der Nähe wohnt und uns bei der Nachmittags-Etappe zur "Pfälzer Hütte"  begleiten möchte. Für ihn auch Neu-Land. Auf der "Pfälzer Hütte" ist er trotz Einheimischen-Status auch noch nicht gewesen. Gemeinsame Mittagspause in einem kleinen, runtergekommen Gasthaus. Gastlichkeit sieht anders aus. Es gibt nur Pommes und im gleichen Fett frittiertes Pressfleisch (soll Schnitzel sein).  

Es geht beschwerlich 7km und 800 Höhenmeter rauf auf die Pfälzer Hütte. Es wird in der Gruppe ordentlich zwischen Fahr- und Schiebemodus gewechselt.  Jeder wurschtelt sich irgendwie da hoch. Die Pfälzer Hütte auf 2111m erreichen wir erst um 16.00 Uhr. Eine Pause ist dringend notwendig. Der schwerste Tag mit Ansage zollt seinen Tribut. Um kurz vor 5 gehts dann gemeinsam weiter. Uns erwartet eine 3-stündige, schwere Trage- und Schiebepassage durch das Bettlerjoch und das Barthümeljoch. Hochalpines, schwer begehbasres Gebiet auf über 2300m. Da machen andere um den Schrofenpass auf der Heckmair-Route so ein Riesentheater. Gegen die Sattelüberquerung hinter der Pfälzerhütte ist der Schrofenpass ein Kindergeburtstag.

Das hat auch Christoph nicht gekannt. Aus seinem Grilabend im Kreise seiner Familie in der nahen Schweiz um 18.30 Uhr wird wohl nix. 

Als die Piste wieder befahrbar wird, halten wir zunächst die Höhe, passieren einen abenteuerlichen, finstere Naturtunnel und blicken einem aufziehenden Gewitter in den Bergen entgegen. Der letzte Sattel wird nur noch im Stand-By Modus hochgeschoben. Nix geht mehr. Es wird dunkel (auch außerhalb des Tunnels). Es beginnt heftig zu regnen  und zu donnern als wir den satten 10km Downhill nach Jenins (Schweiz) antreten. 

Zwischenzeitlich nahm sogar die Wirtin unserer Bleibe in Jenins Kontakt zu unserem "Basislager" am Rheinkilometer 666 auf, ob die Biker denn wohl noch kämen? Das Abendessen stand auf der Kippe. 

Ankunft am Gasthaus "Zur Traube" in Jenins: 21 Uhr. Wir waren 13 Stunden unterwegs für sage und schreibe 55km. Diese Etappe war eine Grenzerfahrung. 

Frau Gerber von der "Traube" schaut zwar etwas verdutzt, als 6 pudelnasse Fahrradfahrer vor der Türe stehen, doch es gibt direkt, ohne Dusche, ein super-leckeres Essen: großer Salat-Teller, 2 Schweineschnitzel in Rahmsosse mit Tagliatelle. Rettung in letzter Sekunde.