Tag 3. Kleine Programmänderung. 

Wir folgen dem Rat im "Alpencross" von Achim Zahn und lassen den Kunkelpass am Morgen mal schön aus. Wir sparen 1000 Höhenmeter und ein wenig Kraft für die verbleibenden Tage im Sattel. 

Es geht um 9.00 Uhr in Jenins wieder los. Das Schönwetter-Glück hat uns über Nacht verlassen. Es ist nicht kalt, aber es gießt in Strömen. 

Wir umfahren den Kunkelpass in Richtung Chur und halten uns orientierungstechnisch am Rhein aufwärts. 

Aber gerade den 5 Rheinländern (plus einem Franken) passiert das, was eigentlich einem Rheinländer gar nicht passieren kann: wir folgen gar nicht dem Rhein, sondern irgendeinem anderen, falschen Fluss und verfahren uns an diesem Morgen um 40km. In Worten: vierzig.

Und das auch noch in strömendem Regen. Die Rucksäcke leeren sich. Immer mehr Funktionskleidung landet am Mann. Mit selbstverschuldeter, deutlicher Verspätung landen wir erst Mittags in Chur. 

Eine Campingplatz-Restaurant dient uns als Pausenort. Eine Pause vom Regen und für die Nahrungsaufnahme. 

Die Schweiz zeigt sich auch hier wieder als gastronomische Diaspora, allerdings mit zum Teil unverschämten Preisen. Aber man kann nicht immer nur die gummiartigen, pappsüßen Powerbar Riegel zu sich nehmen. 

Wir rasen weiter im Regen gen Obermutten, unserem Tagesziel. Obermutten liegt auf 1860m und bildet den krönenden Abschluß eines Chaos-Tages. Die 8,5km lange Auffahrt über die alte Straße führt zunächst nach Mutten (1394m). Es ist kalt, nebelig und jeder kämpft sich die steile Schotterstraße auf seine Weise hoch. Fahrend. Schiebend. 

Unser Gasthof "Zur Post" begrüßt uns erstmalig mit einem Hinweisschild in Mutten: noch 8000 Schritte bis nach Obermutten. 

Motivation sieht anders aus. 

Nach 101km und 10.5 Stunden erreichen wir den Gasthof von Gerry Flatscher. Die Schweiz von einer ganz anderen Seite: Super-Gasthaus, tolle Gastfreundschaft, Lob an Gerry Flatscher. Mit unserer Ankunft schoss die Einwohnerzahl von Obermutten schlagartig auf 10. Ansonsten leben hier oben 4 Personen.

Ein harter Tag wird mit einem schönen Abend abgeschlossen. Wir folgen schließlich der Empfehlung von Gerry Flatscher und genießen die "Alte Williams Birne" in Dreifach-Ausführung.