Von Jausiers nach Entraunes

64km, 1560hm, 6 1/2 Stunden on tour

Abfahrt mit leichter Verspätung. Nach einer durch Zufall entdeckten fehlenden Kontermutter an Detlefs Hinterteil musste der Kabelbinder ran, der ja so manches an Mensch und Maschine zusammenhalten kann. Um 9.30 Uhr lag die längste Steigung der Tour vor uns: der Col de Bonette. Die höchste Passstrasse Europas: 21km, 1400hm am Stück. Fazinierend an diesem Anstieg waren die hochalpinen Gegensätze, die der Col de Bonett die nächsten 3 Stunden für uns parat hatte: unten sommerlich warm, Wiesen und Weiden, oben schwarze Mondlandschaft und Schnee. Faszinierend war aber auch der Bergläufer, der uns mit 10-12km/h überholte. Respekt. Machte der offenbar auch nicht zum ersten Mal. Ansonsten schien der Höllenhang hier schier kein Ende zu nehmen. Wo ist das Siebengebirge nur hin? 21km ist von uns noch keiner bergauf gefahren. Hatte was meditatives, so wie sich da jeder Meter für Meter hochgeschraubt hat. Die Kommunikation "Gesäss an Grosshirn" hat wohl jeder mit sich selbst ausgemacht. Kurz vor dem Gipfel zweigte unsere Route bei 2650m Höhe rechts ab, einen verückten Trial runter nach Bayasse. Der Himmel zog hier oben erneut zu und anfangs passierten wir noch letzte Schneefelder. Es ist ein Trauerspiel, dass keiner der Continentalreifen auf Schnee fährt. Weder der Rocket Ron, noch der Racing Ralph. Noch nicht einmal der Fat Albert. So einen Mountainbikereifen kann man eben nicht nur in Gummersbach Probe fahren. Alles nur Marketing. Aber die Gegend verwandelte sich wieder in die wilde, grüne Landschaft, so wie sie sie wohl nur die französichen Alpen hat. Mittagessen in Bayasse musste leider entfallen. Bayasse war kein Ort, sondern bloß ein Gehöft. Die Herrentruppe blieb aber erstaunlich ruhig. Weight-Watchers on tour. Wenn man mit nur 3 Powerbar-Riegeln den Tag bis hier hin überlebt hat, heisst es alle verfügbaren Backen zusammenkneifen und weitermachen. Der Rest ist reine Anstellerei.

Die letzten 500hm erstreckten sich eher moderat über die nächsten 9km zum Col de Cayolle, aber wir fuhren mitten in das sich seit Mittags aufziehende Gewitter hinein. Donner, Blitze, Regen, Hagel. Alles wird in den Bergen geboten. Den Gipfel des Col de Cayolle erreichten wir bei nunmehr 7 Grad. Der Rucksack war erstaunlich leicht. Jede Jacke, jede Hose, alles am Mann. Die 30km lange Abfahrt durch vulkanisches Gebirge haben wir nicht recht mitbekommen. Klatschass. Arschkalt. Nur runter ins Warme. Entraunes, Hotel Valliere. Bei unserer Ankunft wurde die Hotellobby schnell in die Garage verlegt. Nach einer warmen Dusche, zeigt sich auch draussen noch mal schön die Abendsonne. Als wär nix gewesen. Der Parton kochte ein hervorragendes Menu mit Spinatsuppe und Kaninchen. Christoph wusste sogar, was Nachschlag auf Französisch heisst. Alle Teller und Töpfe leer. Morgen gibts schönes Wetter. Bestimmt.