Von Aiguilles nach Jausiers

70km, 1300hm, 6 Stunden on tour

6000 Höhenmeter nach 2 1/2 Tagen. Man sieht´s!
6000 Höhenmeter nach 2 1/2 Tagen. Man sieht´s!

Der Patron verabschiedet uns mit einem selbstgemachten Lunchpaket und es geht um 8.30 Uhr pünktlich los. Die zweite große Prüfung gleich zum Beginn eines schönen Tages: 20km, 1100hm in eine Richtung: rauf. Rauf zum Col de Blachet Lac. Immer kurbeln, immer lachen.

Nacken, Knie, Wade, Popo. Klagend vorbei am malerischen Dörfchen Saint-Veran (2040m) was als "Plus beaux villages de France" klassifiziert ist: eines der schönsten Dörfer Frankreichs. hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.

Unsere Zeit nicht. Die läuft weiter. Wie der Höhenmesser.

Wir lassen eine alte Kupfermine mitten im steilen Geröll-Nichts links liegen und erreichen um 12 Uhr den Lac Blanche. Ein wunderschönes, irisch-grünes Hochplateau mit wilden, glasklaren Bächen und dem kleinen See. Dem Lac Blanche. Ab hier nur noch Wandersteig, den Grat zum Col de Blanchet vor Augen. Bei der Mittagpause auf der einzigen Hütte der Gegend sagt uns der Hüttenwirt, dass der Col de Blanchet mit dem Rad in ca. 1 1/2 Stunde zu erreichen ist.

Eine völlige Fehlinformation, wie sich später herausstellte.

Nach 1 Stunde Tragepassage, wird die Luft schon schwer dünn, der Weg immer steiler und grosse Schneefelder machen das Weiterkommen mühsam. Hautes Alpes eben. Auf 2750m Höhe kommen dann wie aus dem Nichts 2 Wanderer den Col de Blanchet herunter. Beide mit hohen Gamaschen. In gutem Deutsch rät uns einer der französischen Wanderer, besser umzukehren. Der Schnee wird in Kürze hüfthoch und mit Fahrrädern nur schwer überwindbar. Zum anderen wusste er zu berichten, dass im weiteren Verlauf unserer Route, auf der anderen Seite des Cols vor ein paar Tagen eine Gerölllawine abgegangen ist. Diese würde den Weg zu unserem Zielort mit Fahrrädern unpassierbar machen.

Eine gute Seilschaft erkennt man daran, dass sie auch umkehren kann, wenn es keinen Sinn hat weiterzugehen. Schnelle, einstimmige Entscheidung. Richtig so.

Dies bedeutete allerdings, dass wir um 14.30 Uhr wieder dort waren, wo wir am morgen um 8.30 Uhr losgefahren sind. Eine Bergumfahrung von hier aus zum nächsten Zielort laut Navi: 62km. Keine Chance, wo man doch mit dem Mountainbike nur knappe 10 km pro Stunde weit kommt. Wir schalten auf Notprogramm. Unserem Sprach-Guide Christoph ist es zu verdanken, dass er bei einem Wirt in unfallfreiem Französisch einen Transit mit einem Fahrradanhänger aufgetrieben hat. Nach nur 45 min Wartezeit bringt uns der Einheimische in einem Höllenritt rauf über die Strasse zum Col de Vars. Oben in Vars schlug das Wetter plötzlich um, es regnete heftig und das Thermometer fiel auf 10 Grad (!). Alles an, was der Rucksack so hergab und dann runter nach Jausiers. Unser Ziel war die "Villa Mexicaine" ein liebevoll eingerichtetes Bed&Breakfast, was dem sehr netten, jungen belgischen Ehepaar Heidi und Kristof Monsere geführt wird. Kristof empfahl uns ein Restaurant im Ort und übernahm auch gleich den Hol- und Bringservice. Es gab Rippchen, gebacken, die Hauspezialität. 6 x bitte. Übrig blieb nichts. Die Villa Mexicaine war gleichzeitg das Wohnhaus des Ehepaares und gefrühstückt wurde am Familien-Esstisch mit den anderen 5 Gästen. Urgemütlich.