Der Schrofenpass
Der Schrofenpass

1.Tag 

 Von Oberstdorf

nach St. Anton in Östereich

 

  • 50 km 
  • 1700 Höhenmeter


So, zum Start noch schnell ein Gruppenfoto mit Mann und Maschinen.

Wetter und Stimmung bestens.

Lockeres Einrollen auf einem herrlichen Wanderweg im Allgäu. Der erste Tag mit Sonne in Oberstdorf nach einer 3-Wochen-Schlecht-Wetter-Phase. Kann passieren im Alpenraum.

Aber schon bald beginnt der erste Aufstieg in Richtung Schrofenpass : steile Serpentienstrasse durch den Wald, am Schluß über 20% Steigung, kaum noch zu fahren. Nur nicht jetzt schon die Oberschenkel dick fahren.

Linker Hand sehen wir schon „die Wand“, durch die wir später durch wollen. Kurze Rast an einer Hütte kurz bevor der Weg links über den Bach zum Schrofenpass abbiegt. Hier treffen wir noch einige andere Mountainbiker, einige machen nur eine kurz Trainingstour bis hier hin, andere sind auf der gleichen Tagesetappe wie wir. Die Heckmair-Route ist eine Einsteiger-Tour und eine sehr beliebte Route. Die zahlreichen Videos auf You-Tube über die waghalsige Begehung des Schrofenpasses haben allerdings dem ein oder anderen Angst gemacht. Wir suchen unsere innere Mitte und sogar Alternativ-Routen werden diskutiert, falls es zu brenzlig werden sollte.
Weiter geht’s, der Weg ist breiter als befürchtet und stellt zu keiner Zeit eine Gefahr dar. Alles halb so wild. Der Schrofenpass ist vor allem: eine steile Schiebe- und Tragepassage. Mal über eine Aluminiumbrücke, mal am Halteseil. Oben ist der Grenzstein: Wir sind in Österreich.

Kurzer Schwatz mit einer anderen Truppe, die uns mit den Adrenatourtrikots bescheinigen , dass wir farblich sehr gut aufeinander abgestimmt sind und bei möglichen sportlichen Defiziten zumindest sehr gut aussehen. Bei der Frage, wo wir herkommen, leugnet  Jochen seine Wahlheimat „Köln“ und outet sich glatt als Franke, gebürtig aus Nürnberg. Das war ein Schlag ins Gesicht. Fortan sind wir nur noch zu Fünft unterwegs, plus den MOF. Den Mann ohne Freunde. 


Schlamm-Abfahrt, größtenteils nicht befahrbar; Kuhscheisse und Schlamm überall. Mehr rutschend und fluchend als fahrend kämpfen wir uns weiter nach unten. Ankunft Mittag 13.15 Uhr Gehrner Hof. Was ein glücklicher Zufall „Kikeriki-Frühstück auf dem Gehrner Hof, unterhalb von Warth. Wir werden sehr freundlich begrüßt, trotz Schlammspritzer am Bein und Kuhscheisse am Rahmen. Nach den ersten 900 Höhenmetern gibt es hausgemachte Riebel mit Heidelbeermus, Speck, Rührei, Traubenmost, Mohnzopf all-you-can-eat.  Wir genießen die Mittagspause und schwingen uns wieder auf die verschlammten Bikes.


Der weitere Weg führt über Warth, Lech, Zürs, den Flexenpass, den Arlbergpass. Viel Asphalt, viel Verkehr. In den Serpentinen vor Warth werden wir von einer Rennradpilotin in hautengem Dress überholt, aber leider vernebelt uns der salzige Schweiß in den Augen die klare Sicht auf die schönen Naturgewalten. Alle kommen gut mit. Die mondänen Skiorte, vor allem Zürs, wirken wie Geisterstädte. Zugehangene Fenster, keine Menschenseele. Der winterliche Goldrausch scheint für ein paar Monate vorbei zu sein. Auf der Passhöhe Arlbergpass weht ein frischer Wind. Wir ziehen uns winddicht an und haben eine rasante Abfahrt runter nach St.Anton. Die Tacho’s zeigen bis zu 80 km/h an – wir jedenfalls halten hier weder Motorrad noch PKW auf ! Am Ortseingang Gruppenbild mit Bikes, danach rollen wir locker durch St. Anton und finden unsere Unterkunft weiter unten im Ort.

 

Erste Tagesetappe geschafft 16.39 Uhr. 1700 Höhenmeter, 4 ½ Stunden netto im Sattel.

 

Zuerst werden die Bikes per Wasserstrahl vom Schlamm befreit, dann Klamotten durchwaschen, duschen und ab zum Italiener, dicke Portion Nudeln und ein isotonisches Getränk. Verzweifelt suchen wir eine Kneipe für einen kleinen „Absacker“, finden am Ortseingang einen einzigen Laden, der geöffnet hat, und genießen noch etwas die „herrliche“ Ruhe in diesem einsamen Städtchen.